Der Traum von der Medaille platzt

Budpaest. Nichts wurde es gestern mit der erhofften Medaille für Pascal Eisele (SV Fahrenbach) bei der Ringer-Weltmeisterschaft in der Klasse bis 80 kg im griechisch-römischen Stil in Budapest. Es war ein tolles Jahr für den Europameister und Militär-Weltmeister aus Fürth – doch die Krönung blieb Eisele in Ungarns Hauptstadt versagt. Dabei fehlte nicht viel, doch letztlich hatte Eisele nicht das nötige Quäntchen Glück, das man bei diesem engen Wettbewerb der Weltspitze einfach braucht.

Nach einem 2:1-Sieg in der Qualifikation gegen den Kasachen Azisbekova verlor Eisele im Achtelfinale einen knappen Kampf gegen den Türken und EM-Dritten Aslan Atem. Nach 1:1 entschied die letzte Wertung, und die hatte eben der Türke. „Pascal hat verloren, obwohl eigentlich gar keine Wertungen gefallen sind“, sagte Kadir Caliskan vom Deutschen Ringer-Bund. Eisele führte nach Passivität von Atem mit 1:0, dann war der Odenwälder passiver und der Türke punktete. „Das ist schon sehr bitter, zumal der Weltverband auch die Regeln änderte und die Bodenlage bei Passivität abgeschafft hat. Das war eigentlich Pascals Spezialität, der dann seine gefürchtete Kopfklammer einsetzen konnte, die sich bis in die Weltspitze herumgesprochen hat“, sagte Caliskan, der den Fürther einer Waffe beraubt sieht.

Überhaupt gefällt Caliskan die Regeländerung nicht, „denn es wird immer mehr zum Sumo-Ringen, wo man sich sechs Minuten auf der Matte hin- und herschiebt und kaum noch Technik zu sehen ist. Pascal aber ist ein Techniker, er musste aber seinen Kampfstil umstellen“, so Caliskan.

In der Hoffnungsrunde

Immerhin kam Atem ins Finale (wo er dem Russen Abacharev 1:3 unterlag), nachdem er seinen Halbfinalkampf gegen den Ungarn Laszlo Szabo noch in den letzten zehn Sekunden drehte. Das gab Eisele noch eine Chance in der Hoffnungsrunde. Dort besiegte er zunächst den Bulgaren Ilyan Georgiev, der in der Bundesliga ringt, sicher mit 2:1. Das Aus kam dann gegen Askhat Dilmukhamedov aus Kasachstan – und das war wieder bitter. Eisele führte bereits mit 4:0 und brachte seinen Gegner mit einem Kopfhüftzug in die gefährliche Lage.

Von dort wurde er jedoch übertragen, bekam dabei seinen Arm eingeklemmt und konnte sich nicht mehr befreien. Das nutzte der Kasache zu drei Drehern und zum 12:4-Sieg. „Das ist schade, denn Pascal hätte im Kampf um Bronze gegen den Ungarn Szabo sicherlich eine gute Chance gehabt“, glaubt Caliskan. Es sei für Eisele ein erfolgreiches Jahr mit vielen Höhepunkten gewesen. „Aber das geht auch an die Substanz“, erinnerte Caliskan daran, dass Eisele für die olympische 75-kg-Klasse in der Qualifikation auch immer wieder Gewicht machen musste. Eisele wurde in Budapest unterstützt von einer großen Gruppe Fans vom SV Fahrenbach, die auf der Tribüne Stimmung machten. beg

Videos von den Kämpfen können im Internet auf der Website unitedworldwrestling.org angeschaut werden.

 

Quelle: wnoz.de

Vorbericht:

Die Medaille fehlt noch in der Sammlung

Fürth. Aller guten Dinge sind drei, lautet ein Sprichwort. Dieses würde Pascal Eisele gerne für sich in Anspruch nehmen, wenn der Ausnahmeringer vom SV Fahrenbach am kommenden Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Budapest in Ungarn an den Start geht. Mit dem Gewinn der Europameisterschaft in seiner Gewichtsklasse im Frühjahr und der Goldmedaille bei den Militär-Weltmeisterschaften vor wenigen Wochen hat er schon zwei der bedeutendsten Titel in seinem Sport eingeheimst, nun würde er gerne das Triple komplett machen. „Ich habe schon an zwei Weltmeisterschaften teilgenommen, bin dabei aber ohne eine Medaille geblieben. Diese fehlt mir noch in meiner Sammlung“, hofft er darauf, dass er sich selbst ein Weihnachtsgeschenk der ganz besonderen Art bereiten kann.

Gestern Abflug in Frankfurt

Gestern Nachmittag ging es für den 23-Jährigen mit dem Flugzeug von Frankfurt aus in Richtung der ungarischen Hauptstadt – mit dabei sind auch einige seiner treuesten Fans aus Fahrenbach, die ihn vor Ort anfeuern wollen. Dies weiß Eisele auch zu schätzen und ist ihnen für diese tolle Unterstützung dankbar.

Die Vorbereitung auf das Turnier, das den krönenden Abschluss eines außergewöhnlichen Jahres für ihn werden kann, verlief indes nicht optimal. „Ich habe mir vor einigen Wochen eine Magen-Darm-Grippe eingefangen, aufgrund derer ich in dieser Zeit nicht trainieren konnte“, berichtet er. Dementsprechend verlief das darauf folgende Vorbereitungsturnier in Aserbaidschan, bei dem er im ersten Kampf ausschied. Umso mehr Aufwand hat er nun in den vergangenen Tagen betrieben. Schon am frühen Morgen, noch vor der Schule, ging er mit seinem Bruder Patrick in die Fahrenbacher Halle zum Training. Bundestrainer Michael Carl hatte ihm eigens dafür einen Trainingsplan erstellt, den er konsequent verfolgte. Abends kam dann Carl zum Training, das er dann zum Teil in Schifferstadt oder in Schaafheim durchführte, dazu. Hier gilt sein Dank seinem Bruder. „Der ist jeden Morgen vor der Arbeit früh raus, um mit mir zu trainieren“, weiß er Patricks Engagement für ihn zu würdigen.

Eine wichtige Komponente für ihn war hier auch die Arbeit mit seinem Mentaltrainer Matthias Werner. „Das hat mir sehr viel gebracht“, erklärt er. Deshalb fühlt er sich nun trotz des zwischenzeitlichen krankheitsbedingten Rückschlags körperlich und geistig in bester Verfassung. „Ich fühle mich top vorbereitet“, sagt er und geht er mit großer Vorfreude das Turnier in Budapest an.

Im Favoritenkreis

Nach den beiden internationalen Titeln in diesem Jahr zählt Eisele zum Favoritenkreis in der 80-kg-Klasse. Was für ihn tatsächlich möglich sein wird, ist im Vorfeld aber nur schwer einzuschätzen. „Seit den Militär-Weltmeisterschaften wird jetzt nur noch im Stand gerungen. Dadurch wird alles noch offener, da es nun noch schwieriger wird, die Bodentechniken einzusetzen“, gibt er zu bedenken. Vor allem die Konkurrenten aus Russland, der Türkei und aus Aserbaidschan sieht er als Anwärter auf die Medaillenplätze, doch er weiß, dass er von Kampf zu Kampf denken muss, denn „bei solch einem großen Turnier mit den besten Ringern der Welt beginnt alles bei Null. Da haben auch meine bisherigen Titel nichts zu heißen, denn das Leistungsfeld ist sehr dicht“. Aber auch ungeachtet eines Erfolgs am kommenden Wochenende war 2016 für ihn bislang das herausragende Jahr in seiner noch jungen Karriere – auch wenn es mit dem großen Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio nicht geklappt hat. „Es läuft supergut für mich“, sagt er rückblickend – aber hat sofort wieder die nun anstehende Herausforderung vor den Augen. „Das Jahr 2016 ist noch nicht vorbei. Ich möchte die WM anständig zu Ende bringen, wobei ich da nicht Erster werden muss, sondern ich will ein super Turnier kämpfen und alles geben. Und wenn dann eine Medaille herausspringen sollte, wäre das natürlich umso schöner.“ jün

Quelle: wnoz